Mittwoch, 22. Januar 2014

Nach Breitenfurt: Die Reiche Liesing

Während ich am Samstag mit Ophelia durch den Nebel zum Grünen Baum gegangen bin, bin ich am Sonntag mit Ophelia in der Sonne zum Roten Stadl gegangen. Breitenfurt Ost bestand anfangs, also im 19. Jahrhundert, nur aus den beiden Ausflugslokalen Grüner Baum und Roter Stadl, zu denen die WienerInnen im Fiaker hingefahren sind. Wie der Name schon sagt, ist Breitenfurt eine breite Furt an der Reichen Liesing.

Mit der Linie 10 zum Hadikpark, mit der Linie 60 zur Kaiser Franz Joseph Straße und am Ambrosweg zur Liesing hinunter. An der Liesing entlang bis zum Jesuitenkonvikt, an der Mauer des Konvikts entlang bis zum Weg zur Wiener Hütte und dann den unteren, schmalen Weg nehmend bis nach Breitenfurt. Die Liesingtalstraße führt direkt bis zum Gasthaus Grüner Baum, das vor zwei Jahren noch eine Pizzeria war, jetzt aber ein Grieche ist. Das Essen war jedenfalls gut. Wir sind querfeldein gegangen und haben den Baum im Nebel gesehen, einen Solitär, der stolz und einsam die Gegend überwacht. Wir gehen den Weg zurück, immer wieder tauchen aus dem Nebel Wegweiser mit der Inschrift ‚Stadtwanderweg 6’ auf, den Wegweisern nachgehend kommen wir zu einer Abzweigung, wo es nach Laab im Walde ginge. Die muss ich mir merken, denn ich habe sie schon lange gesucht. Der Weg führt bis zur Wiener Hütte und da wäre die Abzweigung nach Hochrotherd. Sommerpläne!

Wir gehen am Bergkamm entlang zurück nach Wien, plötzlich steht mitten im Wald auf dem schmalen Weg ein Auto. Es ist mir ein Rätsel, wie es hierher gekommen ist! Ich unterhalte mich mit dem Fahrer, einem sehr höflichen und freundlichen Forstarbeiter. Wir klettern über den Zugberg und in Rodaun fahren wir mit dem 60er nach Hause. Am nächsten Tag fahren wir mit dem 60er wieder bis zum Ambrosweg. Gestern stand der Graureiher im Nebel am Ufer. Er scheint schlechtes Wetter zu bevorzugen oder macht er bei schönem Wetter einen AusFLUG, so wie alle hier? Heute ist er oder sie jedenfalls nirgends zu sehen. Wir gehen wieder bis zur Konviktsmauer und auf dem Weg am Bergkamm entlang bis zur Wiener Hütte, dann nehmen wir die Abzweigung nach rechts zum Grünen Baum. Im Wald habe ich zwei Häuschen der Wiener Hochquellwasserleitung entdeckt und sogar wasserblaue Kanaldeckel. Wir folgen dem Stadtwanderweg 6 bis zu einer Abzweigung nach Breitenfurt. Dort gibt es einen Durchgang zum Altersheim, das früher Roter Stadl und jetzt Haus Bernadette heißt. Hier gibt es eine Goaßhütte mit Zwergziegen, die zum Tor kommen und sich streicheln lassen.

Wir überqueren die Brücke über die Reiche Liesing, hier gäbe es einen Weg am Bach entlang, aber wir gehen jetzt über die Breitenfurter Straße und in den Wald hinein. Der Wald stellt sich als Dorotheer Wald heraus und der Stadtwanderweg 6 geht auch hier weiter. Wir befinden uns auf dem Übergang zwischen Kalk- und Flyschzone. Vor uns öffnet sich ein weites Feld und wir sehen ins Gütenbachtal hinunter. Hier steht wieder ein einsamer, solitärer Baum. Das erinnert mich an die Photos von Steffe aus Schweden, der jeden Tag ‚seinen Baum’ photographiert. Aus lauter Übermut machen wir noch eine Runde durch den Dorotheer Wald und kommen wieder zu einer Station der Wiener Hochquellwasserleitung. Den Abhang hinunter an einem Feld entlang und wir sind bei der Brücke über den Gütenbach. Im Bach ein Schild: Privatgrundstück. Betreten verboten! Wie kann man einen Bach zu einem Privatgrundstück erklären? Das schreit nach Bachdurchquerung. Sommerpläne: Wir werden am Gütenbach und an der Reichen Liesing entlang spazieren! Hier ist ein riesiges, eingezäuntes Sonnenblumenfeld, aber die Sonnenblumen sind jetzt im Winter vertrocknet. Ein bizarrer Anblick.

Über die Straße bis zur Lainzer Tiergartenmauer, den Planetenweg an der Mauer entlang bis zu den Weinbergen in Mauer. Es dämmert schon und ein lila Sonnenuntergang belohnt uns für diesen anstrengenden, weiten Weg. Ich bin so müde, dass ich mich ins Gras setze. Hinter mir ist eine Hundeschule und unter mir führt die Franz Asenbauer Gasse zur Linie 60. Da taucht aus dem Dickicht eine Nachbarin auf und fragt, ob sie uns mit dem Auto mitnehmen soll. Ich hab einmal ihren Hund eingefangen und sie will sich revanchieren. Was für ein Glück! Auch Ophelia wird sich gefreut haben, dass sie nicht bis zur Straßenbahn hat laufen müssen ;)


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